70 km von Florenz entfernt, im toskanischen Hügelland liegt Siena, die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz und eine der schönsten Städte dieses Bezirkes.
Sie ist Sitz einer Universität und eines Erzbischofs.
Während Siena im Altertum eine eher unbedeutende Ansiedlung war, gewann die Stadt im Mittelalter mehr und mehr an Bedeutung. So lebte hier die berühmte Markgräfin Mathilde von Tuscien die im Jahre 1115 starb.
Nach ihrem Tod wurde Siena unabhängig, die Geschicke der Stadt wurden von ihrem ghibellinischen Adel bestimmt, was unweigerlich in einem schweren Konflikt mit dem guelfischen Florenz führte, ständige Kämpfe waren die Folge.
1270, nach dem Ende der Staufer kam Siena mehr und mehr unter den Einfluß des Karl von Anjou und wurde im Zuge dieser Entwicklung Mitglied des toskanisch-guelfischen Städtebundes.
Großes Elend löste im Jahre 1348 die Pest aus, die auch Siena nicht verschonte, in späteren Jahren stand die Stadt dann über lange Zeiträume unter der Herrschaft von Zwingherren bis sie 1565 von den Spaniern besetzt und 1559 an die Herzöge der Toscana abgetreten wurde.
Das 13. und 14. Jh. war eine Zeit in der Kunst und Architektur in Siena ihren unbestreitbaren Höhepunkt erreichten.
Wundervolle gotische Paläste und der eindrucksvolle Dom entstanden in dieser Zeit, Maler und Bildhauer wie Iacopo della Querica, Ambrogio, Duccio und viele andere schufen ihre schönsten Werke.
An der Piazza del Campo, im Mittelpunkt der Stadt, beeindruckt die wundervolle Front des Rathauses mit dem halbrunden Vorplatz. Hier findet am 2. Juli und am 16 August die Pallio delle Contrade, ein farbenprächtiger Umzug in mittelalterlichen Trachten sowie das berühmte Pferderennen statt in dem die einzelnen Stadtteile miteinander wetteifern.Preis ist ein Banner mit dem Bild der Madonna. Die Anfänge dieses Festes reichen bis tief ins Mittelalter zurück, seitdem ist diese Tradition ungebrochen erhalten geblieben.
Ebenfalls an der Piazza del Campo findet man die Fonte Gala, einen Brunnen aus dem 15. Jh., der heute mit einer Kopie des Meisterwerkes von Iacopo dela Querica geschmückt ist. Das Original der Plastik befindet sich im Museo Civico, das im Palazzo Publico an der Südseite der Piazza, im ersten und zweiten Stockwerk eingerichtet wurde. Hier findet man auch zahlreiche Dokumente, Zeichnungen und Gemälde welche die Geschichte der Stadt aufzeigen.
Der wundervolle gotische Bau des Palazzo Publico wurde von 1297-1310 aus Backstein und Travertin errichtet, das oberste Geschoß allerdings stammt erst aus dem 17. Jh..
Sein Inneres ist reich mit Fresken der sieneser Schule geschmückt, besonders erwähnenswert ist hier ein Werk von Ambrogio Lorenzetti aus dem 14. Jh., das ein sehr realistisches Bild der Stadt Siena in dieser Zeit zeigt.
Seitlich davon erhebt sich der 102m hohe Torre del Magnia, ebenfalls im 14. Jh. erbaut.
Daran schließt sich die Capella di Piazza an, sie wurde nach der großen Pest im Jahre 1348 in Form einer Loggia erbaut und erhielt 1467 einen Aufbau im Stile der Renaissance.
Zur Loggia della Mercanzia kommt man über Treppen die vom Campo nach oben führen. Sie war Sitz des alten Handelsgerichtes das hier von 1428-1444 tagte, in unmittelbarer Nähe der sog. Croce dei Travaglio, das Kreuz der Arbeit, wo die drei Hauptstraßen der Stadt zusammentreffen.
Dies sind die Via Banchi di Soprano, die Via di Citta und die Via di Sotto.
An der Via di Sotto befindet sich die Universität sowie der Palazzo Piccolomini, ein besonders schöner Palast aus der Frührenaissance, er wurde 1469 erbaut und beherbergt heute das Staatsarchiv.
An der nahegelegenen Piazza Piccolomini kann man die reizvolle Loggia del Papa bewundern. Sie wurde 1462 von Papst Pius II, dem Sohn des Erbauers des Palazzo Piccolomini errichtet.
Geht man über die Via di Citta weiter, kommt man zum Palazzo Chigi-Saracini aus dem 14. Jh. In diesem Gebäude befinden sich zahlreiche Gemälde von Boticelli, Spinelli Aretino und anderen die man nach Voranmeldung besichtigen kann. Es werden hier auch Konzerte und ähnliches veranstaltet.
Von hier kommt man auf die Via die Pellegrini die in westlicher Richtung führt und an der der Palazzo del Magnifico von 1508 liegt.
In seiner Nähe befindet sich die hübsche Piazza San Giovanni mit dem Chor des Domes Santa Maria Assunta. Unter dem Chor wurde das Baptisterium San Giovanni eingefügt das eine sehr schöne gotische Fassade von 1382 hat, die leider unvollendet blieb.
Hier ist besonders der Taufbrunnen erwähnenswert, er ist geschmückt mit Bronzereliefs die u.a. von Donatello stammen.
Von der Piazza erreicht man den Palast des Erzbischofs, in dessen Inneren sich das berühmte Tafelbild ?Madonna di Latte“ befindet das vermutlich von Ambrogio Lorenzetti geschaffen wurde.
Der Domplatz, nahe dabei gelegen ist der höchste Punkt von Siena. Hier erhebt sich der eindrucksvolle Dom mit dessen Bau im 12. Jh. begonnen, und der 1264 vollendet war..
1339 wurde von den Bürgern beschlossen den Dom zu erweitern, er sollte die schönste und auch größte Kirche Italiens werden.
Dieser Plan scheiterte an der Pest von 1348 und an baulichen Fehlern, er hat heute eine Länge von 89m und eine Breite von 24m, beziehungsweise 54m im Querschiff.
Besonders beeindruckend sind im Inneren die Ausschmückung mit weißem und schwarzem Marmor sowie der Fußboden, ebenfalls aus Marmor der Szenen aus dem Alten Testament zeigt. Diese wurden nach den Zeichnungen berühmter Künstler angefertigt.
Ebenfalls ungewöhnlich ist das Kranzgesims im Mittelschiff mit den Papstbüsten aus Terracotta aus dem 15. Jh.
Die Cappella di San Giovanni Battista im linken Querschiff ist reich mit Fresken ausgeschmückt, sehenswert ist auch die Kanzel aus weißem Marmor sowie eine Bronzestatue von Donatello, die Johannes den Täufer darstellt.
Eingangswand, sowie das Eingangsportal zur Dombibliothek im linken Seitenschiff sind einmalige Beispiele der Sienesischen Hochrenaissance, sie wurden von Lorenzo Marriana geschaffen.
Die Dombibliothek selbst, die berühmte Liberia Piccolomini, wurde ab 1492 im Auftrage des Kardinals und späteren Papstes Pius III, Francesco Piccolomini zu Ehren des Aeneas Sylvius Piccolomini ( Papst Pius II ) erbaut und im frühen 16. Jh. mit einmaligen Fresken ausgestaltet.
Sie ist eines der schönsten Beispiele der frühen Renaissance und ausserordentlich gut erhalten.
Geht man vom Domplatz aus in südöstlicher Richtung weiter so kommt man durch die Via del Capitano zum ehemaligen Palazzo Reale, heute Präfektur und zum Palazzo del Capitano .
Weiter über die Piazza di Postereia, die Via di San Pietro erreicht man den Palazzo Buonsignori, einen schönen Backsteinbau aus dem 14. Jh., in den sich heute die Pinacoteca Nazionale mit einer besonders reichhaltigen Gemäldesammlung von Meistern des 12. – 16. Jh., befindet.
Einen ?Weg der Paläste“ kann man an der Loggia della Mercanzia beginnen indem man die Via Bianchi di Sopra beschreitet und von da in die Piazza Salimbeni einbiegt..
Hier reiht sich Palast an Palast, es beginnt mit dem frühgotischen Palazzo Tolomei, daran schließen sich der Palazzo Salimbene mit seinen eindrucksvollen Zinnen, sowie der wunderschöne Palazzo Spannocchi, erbaut 1470, an.
Nahe dem Palazzo Tolomei befindet sich das sehenswerte Museo Archeologiuco Nazionale mit interessanten Exponaten aus etruskischer Zeit und einer großen Münzsammlung.
Im Nordosten der Stadt wurde im 14. und 15. Jh. die Kirche San Francesco von den Franziskanern erbaut, im Querschiff ein sehr schöner Fresko mit der Kreuzigung Christi von 1330.
Direkt daneben erbaute man im 15. Jh. ein Oratorium, genau an der Stelle wo der Franziskanermönch Bernhardin von Siena gepredigt hatte. Beachtenswert sind die Fresken aus dem 16.Jh.
Ein besonders schönes Beispiel einer gotischen Backsteinkirche ist die Kirche San Domenico im Westen von Siena. Sie wurde von 1226-1465 erbaut und hat große Ähnlichkeit mit einer Burg mit zinnenbewehrtem Turm.
In der Querwand des Langhauses befindet sich der Zugang zu einer Kapelle. Hier kann man das wohl älteste Bildnis der Katharina von Siena, einen Fresko aus dem frühen 15. Jh., bewundern. Sie lebte von 1347-1380 und wurde heilig gesprochen.
Im Chor, auf dem Hauptaltar, befinden sich zwei sehr schöne Leuchterengel sowie ein Ziborium von 1475.
Nicht versäumen sollte man auch einen Besuch der Fonte Branda, direkt unterhalb des Hügels von San Domenico.
Dieser Brunnen wurde bereits 1081 erwähnt, 1246 wurde er mit einer sehr hübschen, dreibogigen Halle überbaut.
Östlich davon, in der Via Santa Caterina, liegt das Heiligtum der h. Katharina von Siena.
Sie wurde 1347 als Tochter eines Färbers geboren und erreichte es, dass Papst Gregor XI. im Jahre 1377 aus dem Exil der Päpste in Avignon zurückkehrte.
Ihre Visionen wurden auf vielen Bildern dargestellt, im Renaissanceportal des Heiligtums aus sind die Worte: ? Sponsae Kristi Catherinae Domus“ ( Haus der Katharina, Braut Christi) eingefügt.
Nördlich der Kirche San Domenico kommt man zum Park Passegio della Lizza mit einem Garibaldi-Denkmal.
An seinem westlichen Ende befindet sich der Eingang zum ehemaligen Forte di Santa Barbara das im Jahre 1560 von Herzog Cosimo I als Festung erbaut wurde.
Heute finden hier Freilichtaufführungen statt.
In einer der Bastionen kann man eine Ausstellung über den italienischen Weinbau, die Encoteca Italica besuchen.
Nordöstlich des Parks steht die 1484 erbaute Kirche Fontegiusta. Hier befindet sich einer der schönsten Hochaltäre der Renaissance, er wurde 1519 von Lorenzo Marrina geschaffen.
Die Kirche Santa Maria dei Servi mit ihrem hübschen Glockenturm liegt im Südosten der Altstadt von Siena. Sie wurde im 13.-15. Jh. erbaut, in ihrem Inneren besonders schöne Gemälde der Sieneser Schule.
Südlich davon befindet sich in der Stadtmauer die eindrucksvolle Porta Romana aus dem 14. Jh.