Ravenna
Provinz Ravenna/ Region Emilia - Romagna/ Höhe 3m über dem Meer/ Einwohner 137 000
Die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz liegt im Südosten der Oberitalienischen Tiefebene. die hier von vielen Entwässerungskanälen durchzogen wird. Ursprünglich war Ravenna ein Seehafen, heute ist die Stadt mit der Adria durch einen ca. 10km langen Kanal verbunden.
Zu Zeiten der Etrusker und auch noch zur Römerzeit war Ravenna eine Lagunenstadt. Als Augustus Ravenna zum
Standort der Adriatischen Flotte machte, lag der Hafen Portus Classis allerdings bereits 5km von der Stadt entfernt.
Im Jahre 402 n. Chr. wurde Ravenna Sitz des Römischen Kaisers Honorius und damit brach die große Zeit dieser Stadt an. Honorius und seine Schwester Galla Placidia die 25 Jahre lang Regentin des Reiches war, ließen zahlreiche Bauten errichten und während viele Teile italiens durch die Völkerwanderung zerstört wurden, entstanden hier einmalig schöne Mosaiken und andere Kunstwerke.
Ab 476 herrschte hier dann der Heruler Odoakar, der 493 von Theoderich, dem Dietrich von Bern der Deutschen Sage, ermordet wurde. Theoderich der Große, wie man ihn bald nannte, war in Byzanz aufgewachsen und arianischen Glaubens. Er erbaute in Ravenna zahlreiche Kirchen sowie den Köngispalast.
Nach seinem Tod 526 verfiel das Ostgotische Königreich in Italien innerhalb von 13 Jahren und Ravenna wurde Sitz eines Oströmischen Statthalters, der die Stadt zu neuer Blüte brachte.
751 wurde Ravenna von den Langobarden okupiert, ab 1397 wurde es von der Familie Polenta beherrscht, 1441 fiel es an Venedig und von 1509 - 1859 gehörte es dem Kirchenstaat an.
Heute kann man sich in Ravenna wie kaum irgendwo sonst einen umfassenden Eindruck über die Kunst des frühen Mittelalters verschaffen. Dankenserterweise ist die schöne Innenstadt inzwischen autofrei.
Zentrum der Altstadt ist die Piazza del Popolo mit ihren schönen Palästen. Hier liegt der Palazzo Veneziano aus dem 15. Jh. mit seinen 8 Granitsäulen und der Palazzo Communale von 1681. Vor diesem Palast stehen 2 Granitsäulen die die Venezianer hier im 15. Jh. errichteten.
Der Dom Sant`Orso, in unmittelbarer Nähe der Piazza del Popolo wurde im 18. Jh. anstelle der ältesten Kirche von Ravenna aus dem 4. Jh. erbaut. Der Glockenturm und die Krypta, beide aus dem 10. Jh. stammen noch von der alten Kirche. Die Kanzel im Mittelschiff wurde aus Marmortafeln mit Tierszenen aus dem 6. Jh. zusammengesetzt und in einer der Kapellen sind sehr schöne Marmorsarkophage aus frühchristlicher Zeit zu sehen.
Neben dem Dom erhebt sich ein achteckiger Backsteinbau aus dem 5. Jh., das Baptisterium der Orthodoxen. Im Inneren Marmorintarsien und einige der ältesten Mosaiken Ravennas.
Im Erzbischöflichen Palast hinter dem Dom ist das Museo Arcivescovile untergebracht. Hier ist der sog. Stuhl des Erzbischofs Maximian, eine mit Elfenbeinschnitzereien geschmückte Arbeit des 6. Jh. aus Ägypten zu sehen.
Östlich vom Bischofspalast kommt man zur Klosterkirche San Francesco aus dem 5. Jh. Der romanische Campanile ist aus dem 10. Jh.
Neben der Kirche liegt das Grabmal Dantes ein Gebäude aus dem 18. Jh. In seinem Inneren befindet sich der Sarkophag mit den Überresten dieses großen, Italienischen Dichters der 1321 in Ravenna starb. Das Museo Dantesco ist Leben und Werk Dantes gewidmet.
San Vitale, das wohl wichtigste Bauwerk Ravennas liegt etwa 500 m von der Piazza del Popolo entfernt. Mit dem Bau dieser Kirche wurde 526 unter Theoderich begonnen, geweiht wurde sie 547. Äußerlich schlicht birgt sie in ihrem Inneren, das sich bis auf die barocken Kuppelfresken wieder im ehemaligen Zustand befindet, einen Schatz einmaliger Mosaiken aus dem 6. Jh. Der Hochaltar ist aus transparentem Alabaster gefertigt.
Kostbare Mosaiken aus dem 5. Jh. kann man im Mausoleum der Galla Placidia sehen.
Dieser Bau wurde 440 in Form eines Kreuzes errichtet und befindet sich direkt hinter der Kirche San Vitale. Hier werden Marmorsarkophage aus dem 5. Jh. aufbewahrt, in denen sich die Gebeine der Galla Placidia sowie ihres Gatten, Kaiser Constantinus III und ihres Sohnes, Kaiser Valentinian II befinden sollen.
Ebenfalls in der Nähe von San Vitale befindet sich das Museo Nazionale mit sehenswerten, historischen Sammlungen
An der Via di Roma erhebt sich die Kirche Sant`Apolinare, die im 6. Jh. von Theoderich als Bassilika des arianischen Glaubens erbaut und nach dem Verbot dieser Glaubensrichtung der katholischen Kirche geweiht wurde.
Apsis und Vorhalle sind aus dem 18. und 16. Jh., im Inneren befinden sich wundervolle Mosaiken aus dem 6. Jh. sowie 24 byzantinische Marmorsäulen aus Konstantinopel.
Im der Nähe des Bahnhofes, nordöstlich der Basilika befindet sich die Kirche San Giovanni Evangelista, die im 5. Jh. von Galla Placidia errichtet wurde. Besonders schön ist der Glockenturm.
Westlich davon die Kirche Spirito Santo und das Baptisterium der Arianer, beide unter Theoderich erbaut. In der Kuppel gut restaurierte Mosaiken aus dem 6. Jh.
Südlich der Kirche Sant`Aplonare stehen an der Via Alberoni die Reste des sog. Palastes des Theoderich aus dem 7/8. Jh. mit einer besonders interessanten Fassade.
Das Grabmal des Theoderich, ein zweigeschossiger Rundbau aus großen Kalksteinquadern liegt östlich der Via Roma hinter der Porta Serrata. Es wurde um 520, noch zu Lebzeiten Theoderichs errichtet. Bemerkenswert ist die Kuppel, die einen Durchmesser von 11m hat und aus einem einzigen, riesigen Block angefertigt wurde.
Einen sehr lohnenden Ausflug von etwa 5km kann man von Ravenna zu der Kirche Sant`Apollinaire in Classe machen. Sie liegt im antiken Hafenbereich der Stadt. Die Kirche mit dem runden Glockenturm wurde 549 geweiht, und im 18. Jh. und 20. Jh. restauriert.
Im Inneren sind 24 byzantinische Marmorsäulen zu sehen, an den Wänden Bildnisse von den Erzbischöfen und Bischöfen Ravennas aus dem 18. Jh.. Hier werden auch die Sarkophage von Erzbischöfen aus dem 5. - 8. Jh. aufbewahrt.
Die Krypta stammt aus dem 12. Jh. hier ist ein Fenster mit einem sehr schönen, antiken Bronzegitter. Die Mosaiken der Kuppel und der Apsis sind aus dem 6. und 7. Jh.
In der Zona Archeoloigica di Classe, ganz in der Nähe der Kirche, werden Ausgrabungen durchgeführt.