Perugia ist sowohl seit 1927 Provinzhauptstadt, als auch seit 1970 die Hauptstadt der Region Umbrien. Auf einem Höhenzug zwischen Tibertal und dem Trasimenischen See gelegen, war die Stadt schon in Etruskischer Zeit von großer Bedeutung und hat diese bis heute nicht verloren.
Das kann man auch an den vielen kostbaren Bauten der alten Stadt ablesen welche die Altstadt von Perugia mit den engen, häufig überdachten Gassen, den eindrucksvollen Plätzen zu etwas ganz Besonderem machen.
Aber auch wer einkaufen, sich amüsieren und gut essen will, kommt hier nicht zu kurz, dafür sorgen die schicken Geschäfte und eleganten Restaurants der Stadt.
Durch die Universita’ per Stranieri, der Ausländeruniversität ist Perugia ein Zentrum junger Menschen aus aller Welt geworden, aber auch die Universität, Kongresse und Messen machen es zu einer höchst lebendigen und quirlig modernen Metropole, was einen ungemein reizvollen Gegensatz zum alten Teil der Stadt bildet..
Zur Zeit der Etrusker gehörte Perugia, damals ?Perusia“ genannt, zu den 12 Bundesstädten, danach kam es ab dem 3.Jahrhundert v. Chr. zunehmend unter römische Herrschaft. Diese nannten die Stadt nach Kaier Augustus ?Augusta Perusia“, was damals eine hohe Ehre darstellte. 547 eroberte der ostgotische König Totila die Stadt, die bald danach wieder zurückerobert wurde und im 13. und 14. Jahrhundert als freie Stadtrepublik die größte Bedeutung ihrer Geschichte erlangte. Im 16. Jh., erzwang Papst Paul III die freie Stadt im sog. Salzkrieg unter die Herrschaft des Kirchenstaates.
Mittelpunkt von Perugia ist auch heute noch die Piazza IV Novembre, die den Kern der Altstadt bildet. Hier fließen seit 1278 die Wasser der schönen Fontana Maggiore die durch ein raffiniertes Röhrennetz von den Hügeln rund um die Stadt gespeist wird. Die Reliefs und Skulpturen der beiden Pisano, die den Brunnen schmücken, sind einmalige Kunstwerke des Mittelalters. Sie befassen sich mit der damaligen Situation der Stadt und zeigen deutlich Machtbewusstsein und Selbstverständnis des Stadtstaates.
An der Nordseite des Platzes führt eine Treppe zum Dom San Lorenzo. Diese eindrucksvolle, gotische Hallenkirche wurde im 14. und 15. Jahrhundert erbaut. Der Aussenbau mit der rot-weißen Marmorverkleidung blieb unvollendet, im Inneren befindet sich besonders schönes Chorgestühl aus dem 15. Jahrhundert und eine Kreuzigung aus dem 16. Jh.
Das Dommuseum kann man seit 1995 leider nicht mehr besichtigen, es enthält kostbare Gemälde und Messbücher sowie reiche Skulpturen.
Das Erzbischöfliche Palais wurde im 16. Jahrhundert anstelle des bei einem Brand vernichteten Palazzo del Podesta’ errichtet, hier beginnt die Via Maesta’ dele Volta, eine Straße die besonders reizvoll mit Gewölben und Bögen überdacht ist.
Der mächtige Palazzo dei Priori, erbaut im 13. Jh., und im 14. und 15. Jahrhundert erweitert, ist ein großer Komplex von Gebäuden das im Mittelalter Sitz von insgesamt 10 Prioren, sowie Versammlungsort der Zünfte war.
Die zur Piazza IV Novembre gerichtete Fassade wird von einer schwungvollen Freitreppe und einem besonders schönen Portal geschmückt, hier befinden sich auch die beiden Bronzeplastiken von 1274, die einen Löwen und das Wappentier der Stadt, einen Greifen, zeigen.
Vom Corso Vanucci aus, ist im Palazzo das Collegio della Mercanzia, ein mit wundervollen Holzvertäfelungen aus dem 15. Jahrhundert geschmückter Raum, die ehemalige Zunftstube der Kaufleute, sowie die Räume der Geldwechsler, das Collegio dei Cambio zu besichtigen.
Zu den Räumen der Geldwechsler gehört der Salla dell Udenzia, ein mit kostbaren Fresken aus dem 15.Jahrhundert ausgestatteter Raum.
Betritt man aber den Palazzo durch das spitzbogige Portal an der Piazza, , kommt man über eine Treppe in die Salla del Notari, den früheren Versammlungsraum der Notare im ersten OG. Die Holzdecke dieses Raumes ruht anmutig auf Schwibbögen, die Wandmalereien sind sehenswert.
Die Galleria Nazionale dell’ Umbria präsentiert sich mit ihrer kostbaren Sammlung von Gemälden umbrischer und auswärtiger Künstler aus dem 12. bis 16. Jahrhundert im dritten OG.
Kernstücke dieser Sammlung sind Werke von Piero della Francesca, Perugino und Frau Angelico. Ebenfalls werden kostbare Plastiken aus verschiedenen Epochen ausgestellt.
Durch einen Durchgang im Palazzo dei Priori erreicht man die abwärts, zur Piazza di San Francesco führende Via dei Priori an der sich der mittelalterliche Torre degli Sciri und die Kirche Madonna dela Luce, erbaut im reinsten Renaissancestil liegen.
Direkt daneben das Stadttor Porta San Luca.
An der Piazza kommt man zum Oratorio di San Bernardino dessen Fassade mit eindrucksvollen Reliefs, ausgeführt in buntem Marmor aus dem Jahre 1457, geschmückt ist. Geschaffen wurden diese von Agostino di Duccio, einem Florentiner Bildhauer und sie sind eines der wichtigsten Werke der Renaissance in Perugia.
Im Inneren befindet sich ein Sarkophag aus dem 4. Jh., der als Altar genutzt wird.
Rechts neben dem Oratorium steht der ehemalige Konvent der Franziskaner, heute Sitz der Akademie der schönen Künste.
Die beeindruckende Franziskanerkirche San Francesco al Prato aus dem 14. Jh., ist momentan leider wegen Einsturzgefahr geschlossen.
Zur Piazza Fortebraccio kommt man über die Via Alessandro Pasconi, eine Straße die eine besonders schöne Aussicht bietet.
An der Piazza erhebt sich ein massiges Tor aus großen Quadern, der Arco di Augusto. Es entstand etwa im 2. Jahrhundert v.Chr. und gehörte zur etruskischen Stadtmauer. Zur Zeit des Kaisers Augustus wurde dann die Inschrift ?Augusta Perusia“ angebracht.
Im Schatten dieses Monuments liegt der Palazzo Galenga-Stuart, im 18. Jahrhundert in reinstem Barockstil erbaut. Er ist heute der Sitz der Ausländeruniversität von Perugia die jährlich von mehr als 6000 jungen Menschen besucht wird.
Nordwestlich der Piazza Fortebraccio, auf einem Hügel, steht die Kirche Sant’ Angelo, ein Rundbau aus dem 5. und 6. Jahrhundert der im Inneren mit 16 Säulen ausgestattet ist, an denen sich teilweise antike Kapitelle befinden.
Unmittelbar daneben das alte Stadttor Sant’ Angelo.
Über ein Gewirr von steilen Straßen und Gassen kommt man von der Piazza Fortebraccio wieder zum Dom.
Man sollte auf keinen Fall versäumen durch die verwinkelten Gassen der Altstadt zu bummeln. Sie sind häufig überbaut und ein besonders malerischer Teil von Perugia.
Auch sollte man die Piazza Piccino mit dem schönen Brunnen, Pozzo Etrusco, aus etruskischer Zeit unbedingt besuchen, er liegt inzwischen gut 4,5m unter dem jetzigen Bodenniveau.
Die Kapelle San Severo liegt an der östlichen Mauerböschung der oberen Altstadt. Die Fresken im Inneren sind von Raffael und Perugino..
Von der Piazza Piccino geht man über die enge Via Volte della Pace zur Piazza Matteotti. Dieser Platz wurde auf etruskischen Fundamenten erbaut, interessante Gebäude sind der Palazzo del Capitano und die Alte Universität, beide aus dem 15. Jh.
Der Corso Vannuci ist eine von wunderschönen Palästen gesäumte Einkaufsstraße die parallel zur Piazza Matteotti verläuft. Hier findet man zwischen Buchhändlern, Boutiquen, Banken das berühmte Cafe’ Sandri
Der Corso endet an der Piazza Italia, diese wurde erst 1860 und anstelle der alten Rocca Paolina die man zu diesem Zweck abriss, erbaut und ist gesäumt von eleganten Gebäuden. In der Mitte des Platzes erhebt sich ein Denkmal für Vittorio Emanuele.
Sehr hübsch sind die Giardini Carducci die hinter dem Palazzo della Provincia an der Piazza Italia beginnen und einen besonders schönen Ausblick bieten.
Ebenfalls an diesem Palazzo befinden sich Rolltreppen die zu den neuen, am Hang gelegenen Stadtteilen der Stadt führen.
Man kommt über diese Treppen auch zu einem Stadtviertel aus dem Mittelalter das heute unterirdisch liegt. Es wurde 1543 wegen des Baus der Rocca Paolina aufgeschüttet und erst in unserem Jahrhundert wieder freigelegt.
Es besteht aus vielen, verschlungenen Straßenzügen und wird heute für kulturelle Zwecke genutzt. Das untere Ende ist die Porta Marzia, ein ehemaliges Stadttor aus etruskischer zeit das seinerzeit um mehrere Meter versetzt wurde. Hier verlässt man diesen interessanten Bezirk.
Ein Kleinod aus dem 12. und 13. Jahrhundert ist die Kirche Sant’ Ercolano, man erreicht sie wenn man der etruikischen Stadtmauer entlang in den südöstlichen Teil der Stadt geht.
Zur mächtigen Kirche San Domenico, ehemals eine Bettlerordenskirche, gelangt man über den Corso Cavour.
Erbaut wurde dieser monumentale Bau im 14. Jh., barock umgebaut dann von Carlo Madema im 17. Jahrhundert Im Inneren des Backsteinbaus befindet sich das Grabmal von Papst Benedikt XI aus dem frühen 14. Jh.
Hier, im anschließenden Kloster ist das bedeutende Museo Archeologico Nazionale mit Funden aus prähistorischer, etruskischer und römischer Zeit untergebracht.
Am Ende des Corso Cavour erhebt sich die massige Porta San Pietro aus dem 14. Jh., ein großes Stadttor, dessen Fassade mit den drei eleganten Bögen in den Jahren 1477 bis 1480 vollendet wurde.
Am Borgo XX Giugno, vor der Porta San Pietro und auf einem Hügel, steht die Kirche San Pietro. Ihre Geschichte reicht bis in frühchristliche Zeit zurück, sie wurde mehrfach umgebaut. Antike Säulen aus Granit und Marmor tragen das Mittelschiff und man findet eine ungewöhnlich große Zahl kostbarster Gemälde aus Renaisance und Barock.
Sehr schön ist auch das Chorgestühl aus dem 17. Jh.
Südlich von Perugia, in einem Weinbaugebiet, liegt Torigano, eine kleine Stadt in dem sich ein sehr interessantes Museum für Weinbau befindet.
Untergebracht ist das Museum in einem alten Palazzo im zentrum des Ortes.
Ebenfalls im Süden und an der E45, liegt Deruta, eine kleine Stadt die das Zentrum der Keramikherstellung in Umbrien ist. Außer den Produkten der großen Keramikfabriken kann man im Zentrum von Deruta, in einem der vielen Läden für Kunsthandwerk, handgearbeitete und mit schönen, traditionellen Mustern bemalte Keramik erwerben.
Im Museo delle Maioliche kann man besonders schöne und alte Exponate sehen, es ist in der oberen Etage des Palazzo Communale untergebracht.
In der Kirche Madonna del Bagno, etwa 2km von Deruta entfernt, sind mehr als 600 Votivtafeln aus Majolika angebracht.
Ein unterirdisches, in Tuff gehauenes, etruskisches Grab kann man etwa 10km ausserhalb der Altstadt, am Ortseingang des Stadtteils Porta San Giovanni besuchen. Es war Teil einer großen Nekropole aus dem 2.Jahrhundert v. Chr. und birgt die Gebeine der etruskischen Adelsfamilie der Volumnier. Sie wurden in reich geschmückten Urnen beigesetzt, das Grab hat den Grundriß eines römischen Wohnhauses, mit einer Vorhalle und davon ausgehenden Räumen.