Die Geschichte der Barmer Südhänge am Heidt gehört sicherlich zu den tragischreichsten Kapiteln im Wuppertaler Geschichtsbuch, denn kaum ein anderes Gebiet hat durch die Zerstörung im Krieg und in der Nachkriegszeit so viel verloren wie der Süden dieses Stadteils. Galten die Barmer Anlagen mit all ihren außergewöhnlichen Bauten einst als eine der schönsten Gegenden Wuppertals oder aus manch einer Sicht vielleicht sogar als die schönste Gegend in der Stadt, so lässt die heutige Zeit davon nichts mehr erkennen. Damals standen hier eine Reihe von Sehenswürdigkeiten in einem von Villen umringten prächtigen Park. Angefangen hat die Entwicklung dieses Exklusivviertels 1864 mit der Gründung des Barmer Verschönerungsvereins, der sich auf Verlangen der Bürger für die Schaffung einer am Rande der Innenstadt gelegenen, von industrieller Verschmutzung freien Grünanlage einsetzte. Trotz der unmittelbaren Nähe zum Stadtzentrum war die Gegend jenseits der Eisenbahnstrecke aufgrund ihrer steilen Hänge ein fast unbebautes Acker-, Wiese- und Gartenland. Von unten nach oben wurde dort im Laufe der Zeit Wege planiert, Bäume und Blumen gepflanzt, Teiche angelegt und Denkmäler errichtet, von denen das 1874 entstandene riesige Turmmonument zur Erinnerung an die 77 gefallenen Barmer Helden des Deutsch – Französischen Krieges das bedeutenste war. Als Voraussetzung für die Besiedelung der immer beliebteren Gegend um den neuen Park wurde im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts die berühmte Barmer Bergbahn gebaut, die von der Talsohle zur 171 Meter höher gelegenen Bergstation am 1888 errichteten Toelleturm führte. Sie war die erste elektrische und doppelgleisige Zahnradbahn der Welt. Durch diese Verbindung des steilen Hanges mit dem Stadtzentrum war der weiteren Nutzung des Berges keine Grenze mehr gesetzt. Aber nicht nur Villen und kleinere Gaststätten entstanden, sondern auch für die Öffentlichkeit zugängliche Bauten von repräsentativem Karakter. 1892 errichtete Adolf Vorwerk ein Luftkurhaus im Renaissancestil, in den Jahren 1895 bis 1897 entstand die prachtvolle Barmer Stadthalle mit einem großen Konzertsaal für 1.800 Personen. 1897 wurde ein in Eisenfachwerk ausgeführter Aussichtsturm von 50 Metern Höhe errichtet, dessen Besucherkabine sich spiralförmig nach oben bewegte und deshalb Turmbahn genannt wurde. Er sollte die Barmer Anlagen zu einem Erlebnispark machen. Als letzter Bau der goldenen Jahre der Barmer Anlagen wurde 1926 gegenüber der Barmer Stadthalle das seinerzeit modernste und größte Planetarium der Welt eröffnet. Es war ein für 800 Zuschauer konzipierter Kuppelbau mit breiter Freitreppe und klassizistischem Portikus. Das Ende dieser wunderschönen und repräsentativen Gegend kam mit dem Bombenangriffen. Stadthalle, Turmdenkmal, Luftkurhaus und sämtliche Landhäuser wurden in Trümmer gelegt und nie wieder aufgebaut. Das Planetarium erhielt durch die Erschütterungen einen Riss in seiner Kuppel, geriet in Verwahrlosung und wurde 1955 abgetragen. Die Bergbahn fiel 1959 der Sparpolitik der Stadtwerke zum Opfer. Nur am Toelleturm ging der Krieg vorbei. Das Engagement der Bevölkerung zur Erhaltung dieses Wahrzeichens konnte den Turm in den siebziger Jahren vor dem Abriss retten. Neben dem Toelleturm blieb den Bürgern noch die gesamte Parkanlage erhalten, die heute wie damals ein Synonym für schöne Spazierwege, gepflegte Rasenbeete und geschickt angeordnete Bäume und Sträucher ist.