Vom Frühjahr bis zum späten Herbst zählt der Küstenstreifen beiderseits von Genua - die ,,Riviera der aufgehenden" und die ?der untergehenden Sonne" — zu den beliebtesten Reisezielen in Italien. Die ?Riviera der Blumen", die sich von der Grenze des Fürstentums Monaco bis halbwegs Genua erstreckt, ist ein Katalog berühmter Kur- und Badeorte. In San Remo, Ventimiglia, Bordighera, Imperia oder Diano Marina liegen die weißen Hotelpaläste, von Palmen beschattet, in ein Meer von Blüten eingebettet.
In den Seitentälern gedeiht ein schwerer, süffiger Wein, und von den Höhen kann der Blick hei klarem Wetter weit übers Meer bis zur Insel Korsika schweifen. Genua ist eine der eindrucksvollsten Städte Italiens, nicht allein wegen seiner vielen prächtigen kirchlichen und weltlichen Bauten aus vergangenen Jahrhunderten, sondern vor allem wegen seines geschlossenen mittelalterlichen Stadtteils, der mit seinen engen Gassen, den winzigen Plätzen, den romanischen und gotischen Kirchen, den dicht aneinandergeschmiegten Häusern, Portalen und Türmen einen unvergesslichen Eindruck hinterlässt.
Doch Genua ist zugleich einer der größten Mittelmeerhäfen, das Ausfalltor in alle Welt, eine Stadt mit breiten Avenuen, mit Wolkenkratzern, mit allen Merkmalen einer See- und Handelsmetropole. Die Straße von Genua nach La Spezia, dem Kriegshafen, verläuft in unzähligen Windungen zunächst der Küste entlang, um dann über die kaum besiedelten Höhen zum Meer zurückzugleiten. Auch hier wieder so berühmte Fremdenverkehrsorte wie Portofino, Santa Margarita oder Rapallo, dessen Name zugleich ein politischer Begriff geworden ist.
Und weiter führt die alte Römerstraße über Viareggio nach Pisa, das beileibe nicht allein wegen des schiefen Glockenturms genannt zu werden verdient.
Florenz aber ist die Stadt der Kunst. Unvergleichlich die Piazza della Signoria, auf der einst der Mönch Savanarola hingerichtet wurde, oder der Palazzo Vecchio — das Rathaus - das durch Bogen mit den Uffizien verbunden ist. Hier finden wir sie wieder, die Florenz zum Mittelpunkt blühenden Kunst- und Geisteslebens machten: Donatello, Lionardo da Vinci, Michelangelo Buonarotti, Dante .Alighieri, Galileo Galilei, Amerigo Vespucci, Mascagni. Florenz wird die Mutter der Renaissance genannt, man ist versucht, sie Amme der Kultur zu nennen.
Das Gebiet zwischen Florenz und Rom ist überreich an geschichtlichen und kulturellen Reminiszenzen. Man denke an die umbrische Hauptstadt Perugia, der vier Kulturepochen ihren Stempel aufdrückten: Die etruskische, die römische, die mittelalterliche und die Epoche der Renaissance. Oder man denke an das benachbarte Assisi, in dem der Heilige Franziskus wirkte. Auch die ewige Rivalin von Florenz. Siena, darf nicht vergessen werden, weht in ihren Mauern doch auch heute noch der lebendige Atem des Mittelalters, wie in keiner anderen italienischen Stadt.
Aber schon stehen wir vor dem Wunder der Ewigen Stadt. Müßig der Versuch, ihr Wesen mit wenigen Worten zu umreißen. Rom, Nabel der Welt schon vor mehr als zwei Jahrtausenden, machtvoller Mittelpunkt der katholischen Kirche, Schnittpunkt des geistigen, politischen, kulturellen und religiösen Lebens, eine wahrhafte Metropole, deren Bausteine die Jahrzehnte, dessen Säulen die Jahrhunderte und dessen Fundament die Jahrtausende sind, hat so viele Gesichter, dass man sie kaum aufzuzählen vermag, und ist doch zugleich eine so harmonische Einheit, wie man sie in der Welt nicht noch einmal findet.
Rom — das ist keine Großstadt, Rom ist eine Welt.