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Fotografie: velbert - neviges-mariendom

Velber-Neviges_Wallfahrtsdom „Maria, Königin des Friedens“.

Das Neviges, seit der Reformation mit einer überwiegend evangelisch gläubigen Bevölkerung, als Wallfahrtsort bekannt wurde liegt an einem kleinen Bild der „Maria Immaculata“ aus dem Gebetbuch „Palmgärtlein“ und Pater Antonius Schirley.

Pater Schirley hielt im Franziskanerkloster von Dorsten vor dem Bild sein tägliches Gebet ab. Eines Tages im Jahr 1680 sprach das Bild zu ihm: „Bring mich nach dem Hardenberg, da will ich verehrt sein“. Der Pater hörte die Stimme noch zwei Mal und er bekam außerdem eine Weissagung, die da lautete: „Ein Fürst werde tödlich erkranken und nicht genesen, außer er lege ein Gelübde ab in Neviges ein Kloster zu erbauen.“

Pater Schirley sandte daraufhin das Marienbild an seine Mitbrüder in Hardenberg-Neviges. Der schwerkranke Ferdinand der II von Fürstenberg, Fürstbischof von Paderborn und Münster, hörte durch den Abt von Werden von der Weissagung und legte das Gelübde ab. Nach seiner Gesundung unternahm er gegen Ende des Jahres 1681 eine Wallfahrt nach Neviges in die St. Anna Kirche. Hier feierte er in Anwesenheit des bergischen Herzog und des Abtes von Werden eine Pontifikalmesse. Als Dank an die Mutter Maria ließ er den Klosterbau der Franziskaner auf seine Kosten vollenden.

Dieses Ereignis war der Grundstein für die nachfolgenden Wallfahrten zum Bild der Maria Immaculata, das inzwischen seine Heimat in der 1670 erbauten St. Anna Kirche gefunden hatte. Nach dem immer mehr Pilger nach Neviges strömten und die Kapelle zu klein wurde, errichtete man eine einfache Saalkirche die den Namen „St. Mariä Empfängnis“ trägt. Sie wurde im Jahr 1728 eingeweiht und diente fortan als Kloster-, Pfarr- und Wallfahrtskirche. Das Marienbild kam in die neue Kirche, die nach und nach kunstvoll barock ausgestattet wurde.

Da der Pilgerstrom auch weiterhin anhielt versuchte der Franziskanerorden einen geeigneten Platz im Zentrum von Neviges für den Bau einer noch größeren Kirche als St. Mariä zu erwerben. Dies gelang aber nicht, so dass die Franziskaner Gelände um das Kloster aufkauften, u.a. 1909 die Häuser an der Klosterstraße, nach deren Abriss mit dem Bau der neuen Wallfahrtskirche begonnen werden sollte.
Durch die widrigen Umstände in der Zeit von 1918 bis nach dem zweiten Weltkrieg dauerte es jedoch noch mehr als 50 Jahre bis der Neubau verwirklicht werden konnte.

1959 übernahm das Kölner Erzbistum die Federführung und die Finanzierung für das Projekt. 1962 wurde ein eingeladener Architekturwettbewerb ausgeschrieben. Nachdem sich der Bauherr Kardinal Frings nicht für einen der preisgekrönten Vorschläge erwärmen konnte, wurden die drei Preisträger Kurt Faber, Joachim und Margret Schürmann und Alexander Freiherr von Branca sowie Gottfried Böhm, dessen Entwurf beim Preisgericht auch Anklang gefunden hatte, und Josef Lehmbrock gebeten ihre Entwürfe zu überarbeiten.

Der überarbeitete Entwurf Gottfried Böhms fand nun bei den Preisrichtern besonderen Anklang. Nachdem Erzbischof Frings den Baueingabeplänen in seiner Gesamtheit, d.h. dem Bau der Wallfahrtskirche und der Bebauung des Wallfahrtsweges zustimmte, wurde Böhm am 15. Juni 1964 mit dem Bau beauftragt.

Die äußere Bauform der Kirche aus Sichtbeton mit ihren vielzähligen Dachauffältigungen wird als Zelt, Burg oder Stadt Gottes auf dem Berge gedeutet. Die Kirche kann aber auch als ein schroffer Fels vor der sanfthügeligen bergischen Landschaft interpretiert werden. Jede Interpretation hat ein Für und Wider, die auffällige Bauform ist jedoch typisch für die Wallfahrtsarchitektur - sollen die Pilger doch durch sie angezogen werden.

Im Mai 1968 fand die Konsekration der Wallfahrtskirche „Maria, Königin des Friedens“ statt. 7000 Pilger nahmen an der Feier teil, zu der Kardinal Frings die Predigt hielt. Der Kirchenbau fand weltweite Beachtung

Das kleine Gnadenbild befindet sich nun im Wallfahrtsdom in einer großen Marienstele, in die es eingelassen wurde. Die Stele ist einem Lebensbaum nachempfunden aus dem Maria mit Kind herauszuwachsen scheint. Auf der Rückseite der Stele wird das Kreuz dargestellt. An Pater Antonius Schirley, der durch seine Vision die Wallfahrt nach Neviges brachte, erinnert bis jetzt nur ein Gemälde im Kreuzgang der Kirche.

Steht man im inneren der Kirche fühlt man sich durch die Backsteinpflasterung und die freistehenden Straßenlaternen an einen Marktplatz erinnert. Umgeben ist der Platz von Emporen mit dahinterliegenden großen Fensterflächen. In der Mitte des Platzes steht der steinerne quaderförmige Hauptaltar. Der Hauptpfeiler, der das Betondach trägt, ist als Kanzel ausgebildet.

Das Gestühl und der Priestersitz haben ein metallenes Tragegerüst, wobei die Pilgerstühle Sitzschalen aus Kunststoff haben. Die Sitzfläche und Lehne des Priesterstuhls wird durch eine stilisierte Rose gebildet. Rechts von Priestersitz und Ambo (Lesepult) steht ein Kruzifix.

Beeindruckend ist, besonders an einem hellen Sonnentag, die Leuchtkraft der großen farbigen Fenster. Jedes Fenster hat eine andere symbolische Aussage – so gibt es in der Sakramentkapelle das sog. Rosen- bzw. Pfingstfenster und das Heilige-Geist-Fenster.

Das Fischfenster in der Marienkapelle zeigt eine rote Rose, die bereits Blätter verliert. Sie bringt einen Fisch – das frühchristliche Symbol für Christus – hervor. Die Rose ist in die Farben grün und blau eingebettet. Blau, Grün und Rot sind Symbolfarben für die göttlichen Tugenden Glaube, Liebe, Hoffnung.

Ein weiteres wunderschönes Fenster befindet sich hinter der Kerzenopferstelle in der Marienkapelle. Es stellt ein Kaminfeuer dar.

Beim Erlösungsfenster fällt die große rote Rose ins Auge, die an einem violetten Stamm in die Höhe wächst.

An der Treppe zur Unterkirche befindet das Symbol des Bösen, ein Fenster mit einem Schlangenkörper, der sich abwärts schlängelt.

Im Marieneck unter der ersten Empore befinden sich, neben den Bildnissen der Mutter Gottes von Tschenstochau und der hl. Hedwig, Schutzpatronin der Schlesier, die Holzskulptur „Anna Selbdritt“. Sie zeigt die heilige Anna, ihre Tochter Maria und das Christuskind. Diese Skulptur fing am 02.01.2010 aus unbekannten Gründen an zu brennen. Weil die Statue mit zwei Eisenprofilen in ihren Sockel einbetoniert und der Platz zum Arbeiten zwischen Statue und Wand sehr eng war, dauerte über eine Stunde die Statue mit einer Handsäge zu lösen und den Brandherd im inneren der Statue zu löschen. Die Löscharbeiten wurden während und nach der Bergung mit einer Infusionsnadel, die Wasser ins innere der Skulptur leitete vorgenommen.

Die Krypta der Kirche befindet sich unterhalb der Marienkapelle in der Unterkirche. Hier hielten die Franziskaner Mönche ihre täglichen Konventmessen und das Stundengebet ab. Im Jahr 2000 wurde die Krypta nach einen Entwurf von Prof. Böhm neugestaltet. Sie ermöglicht nun kleineren Pilgergruppen und der Klostergemeinschaft die Feier der Liturgie und die stille Anbetung der Eucharistie.

Altar, Kreuz, Gestühl und Ambo sind in leuchtendem Rot gehalten. Die Stirnseite ziert eine Rose, die in ihrer Mitte das eucharistische Brot birgt. Umgeben ist die Rose von Schriftzügen, die den Sonnengesang der hl Franziskus wiedergeben´. Gemalt wurde die Rose von Markus Böhm, dem Sohn Prof. Böhms.