Das Piemont besticht durch seine Nähe zu den Alpen, die sehr unterschiedlich geprägten Landschaftsbilder und durch die vielen kleineren Ortschaften, die teilweise noch im ursprünglichen Zustand erhalten sind. Wählt man als Standtort die Städte Turin oder Novara, so gibt es viele lohnende Fahrten ins Umland. In die Alpentäler in der Nähe von Turin hatten sich im 13. Jh. viele Waldenser geflüchtet, die im Zuge der blutigen Albigenserkriege aus Frankreich vertrieben wurden. So haben sich in einigen Bergtälern Ortschaften mit rein Waldensischer Bevölkerung gehalten. Sie sprechen auch heute noch Französisch.
Etwa 25km südlich von Novara liegt die kleine Stadt Vercelli. Sie ist der Mittelpunkt des wichtigsten Reisanbaugebietes in Europa. In Römischer Zeit ?Vercellae“ genannt, liegt das Städtchen in der Lomellina-Ebene zwischen den Flüssen Po und Ticino.
Im Dom der Stadt – er wurde bis auf den großen Turm im 16. Jh. im Stile des Barock erneuert – kann man in der Dombibliothek kostbarste alte Handschriften besichtigen.
Etwas davon entfernt steht die Kirche Sant´Andrea mit ihren vier Türmen. Sie wurde im 13. Jh. als Teil einer Abtei erbaut. Wundervolle Fensterrosen und kreisförmige Öffnungen, geben dem Kircheninneren Licht und Farbe.
Lohnend ist auch ein Besuch der Dominikanerkirche San Cristoforo. Sie ist reich mit interessanten Fresken ausgeschmückt.
Auch einen Besuch des Museums für Stadtgeschichte C. Leone und der Gemäldegalerie Museo F. Borgogna sollte man nicht versäumen.
Südlich von Vercelli, auf dem Wege nach Casale lagen die ?Raudischen Gefilde“. Hier unterlagen 101 vor Christus die Kimber dem Römischen Konsul Marius in einer Schlacht.
Nördlich von Novarra liegt der schöne Orta-See, der ein beliebtes Ausflugsziel ist. Hier findet man viele kleine Wallfahrtskapellen und den Ort Orta San Giulio von dessen Rathausplatz man einen wunderbaren Blick über den See und seine kleinen Inseln genießen kann. Auf der Isola di San Giulio steht eine Kirche, die nach der Legende im Jahre 390 vom hl. Julius gegründet wurde.
Lohnend ist auch eine Fahrt zum Monte Mottarone von dem man eine besonders weite Sicht hat.
Magenta, eins Stadt mit etwa 23 500 Einwohnern, östlich von Novara gelegen, ist für die Italiener ein besonders geschichtsträchtiger Ort. Hier schlugen im Jahre 1859 Franzosen und Piemontesen gemeinsam die Österreicher besiegt und aus dem Piemont vertrieben.
Südlich von Magenta liegt Abbiategrasso mit seiner außergewöhnlichen Pfarrkirche, deren Aussenfassade im 15. Jh. von dem berühmten Baumeister Bramante geschaffen wurde.
Es war ebenfalls Bramante, der ausgewogen schöne Piazza Ducale in Vigevano, etwa 10 km von Abbiategrasso entfernt, entwarf. Sie wird von prachtvollen Arkaden eingefasst an denen noch Reste des Dekors aus der Frühzeit der Renaissance zu sehen sind. Sehr beeindruckend ist auch der Dom. Er entstand im 16. Jh. In seinem Domschatz werden kostbare flämische Bildteppiche aufbewahrt. Sehenswert ist auch das Castello Sforzesco mit dem Schlossturm Torre die Castello, der die Verbindung zwischen der Piazza und dem Kastell bildet.
Interessant ist auch eine Fahrt durch das Sessia-Tal nach Varallo Sessia. Diese kleine Stadt liegt schon in den Voralpen im Mastallone-Tal. Hier wurde der berühmte Maler Gaudenzio Ferrari (1480-1546) geboren.
Sehenswert sind die Kirche San Gaudenzio und die Kirche Santa Maria delle Grazie. Letztere ist mit Fresken des berühmten Sohnes der Stadt ausgestattet. An der Kirche beginnt der Kreuzweg zum Sacro Monte, einem bekannten Wallfahrtsort. Er ist gesäumt von 44 Kapellen in denen die Stationen des Kreuzwegs beschrieben werden.
Fährt man das Sessia-Tal weiter aufwärts, so erreicht man Alagana Valessia von wo aus mit einer Schwebebahn zur Punta Indren in 3260m Höhe fahren kann.
Turin, so nah am Gebirge gelegen, bietet sich geradezu für Ausflüge in die Alpen an.
Lohnend ist hier z.B. eine Fahrt nach Sestriere, einem der bekanntesten Skigebiete in Europa.
Wir verlassen Turin auf der S.S. 23 und erreichen nach wenigen Kilometern das hübsche Rokokoschloss Stupinigi, das im 18. Jh. von Juvarra erbaut wurde. Heute ist hier ein Möbelmuseum untergebracht. Weiter geht es nach Pinerolo, einer kleinen Stadt mit beeindruckend schöner Kathedrale aus dem 11. Jh. Hier, in der Kirche San Maurizio ist eine Gruft der Fürsten von Savoyen. Besonders beeindrucken ist auch der Blick auf den Monviso (3841m)
Nahe bei Pinerolo im Tal des Pelice, erreichen wir Torre Pelice, ein Ort, der von nach wie vor Französisch sprechenden Waldensern bewohnt wird. Tal und Ort sind beliebte Sommerfrischen der Turiner.
Ebenfalls noch zum größten Teil von Waldensern bewohnt ist Perosa Argentina, eine kleine Industriestadt von der aus man durch die Schlucht von Fenestrella das bekannte Sanatorium Angnelli in 1700m Höhe erreichen kann.
Nach weiteren 15km kommt man nach Fenestrella, einem Dorf in dem beeindruckende Festungsanlagen und das Fort San Carlo. Beide sind mit einer Treppe miteinander verbunden.
Von hier aus sind es noch etwa 20km bis Sestriere, dem bekannten und beliebten Wintersportort mit seinen Pisten, Sessel-und Schwebebahnen und Skiliften.
Von Sestriere aus kann man über das Dora Riparia-Tal weiter nach Montgenevre fahren. Der Montgenevre ist einer der großen Alpenpässe und eine beliebte Verbindung zu Südfrankreich. Hier überquerten Caesar und im Mittelalter der Deutsche Kaiser Barbarossa die Alpen.
Wir kommen zunächst nach Cesena Torinese, einem Skiort mit Sesselbahnen und Liften, danach geht es bergauf nach Claviere, ebenfalls ein vielbesuchter Wintersportort, kurz vor der italienisch-französischen Grenze.
Dann, nach weiteren 2km, haben wir den Col de Montgenevre erreicht. Auch hier in 1854m Höhe wird Wintersport betrieben, man erreicht mit der Sesselbahn eine Höhe von 2600m.
Rivoli, Susa, Montgenevre und Mont Cenis
Für einen anderen Weg zum Montgenevre oder auch zum Mont Cenis verlässt man Turin auf der S.S. 25 in westlicher Richtung und erreicht nach wenigen km Rivoli, eine malerische kleine Stadt die früher ein Lieblingssitz der Savoyer war. Das schöne Schloss, 1712 nach Entwürfen von Juvarra erbaut, wurde allerdings nur zu einem Teil fertig gebaut.
Unmittelbar nach Rivoli kommt man an die Cottischen –Alpen und das Susa-Tal. An dessen Eingang liegt die Abtei Sacra di Michele aus dem 11.-13. Jh.. Nach etwa 40km kommt man nach Susa. Diese malerische alte Stadt liegt in 503m Höhe und beherrscht durch seine Lage die Pass-Straßen über den Montgenevre und den Mont Cenis.
Hier ließ der römische Präfekt Cottius im Jahre 8v.Chr. einen hohen Ehrenbogen aus Marmor für Kaiser Augustus errichten
Nach Cottius wurden die Cottischen Alpen benannt.Beachtenswert ist auch die schöne Kathedrale San Giustino aus dem 11.-13.Jh. mit ihrem anmutigen Glockenturm. In Susa teilt sich die Straße, geradeaus geht es zum Mont Cenis, links zum Col de Montgenevre. Die Straße zum Mont Cenis ( S.S. 25 )wurde Anfang des 19. Jh. von Napoleon I angelegt. Nach etwa 19km erreicht man den Passo del Paradiso und die Italienisch-Französische Grenze und dann den wundervoll gelegenen Alpensee Lac du Mont Cenis in 1913m Höhe.Wenige km weiter kommt man zum Mont-Cenis-Pass. Hier verlief vor 1947 die Grenze.
Fährt man in Susa auf der S.S. 24 durch die vom Dora Riparia geprägte Schlucht weiter, kommt man zunächst zu dem pittoresken Dorf Exilles. Es wird von einer wuchtigen Festung aus dem 17. Jh. überragt von der aus man eine besonders schöne Aussicht hat. Weiter geht es nach Oulx und Sauze d´Oulx, einem Wintersportort und nach Bardonecchia, einem weiteren Wintersportort wo 1860-1870 der erste Tunnel durch die Alpen gebaut wurde. Von hier aus sind viele bekannte Skigebiete zu erreichen. Danach kommt dann der Ort Cesena Torinese und nach weiteren 8km der Col de Montgenevre.
Nicht ganz so weit aber sehr empfehlenswert ist eine Fahrt von Turin zur Basilika di Superga. Man fährt entlang des Po durch den Vorort Sassi und dann zum Colli Torinesi und danach zur Basilika, die auf dem zweithöchsten Gipfel des Berges in 672m Höhe gelegen ist.
Die in weitem Umkreis sichtbare Barocke Kirche ist ein Zentralbau mit einer über 70m hohen Kuppel und zwei ebenfalls sehr hohen Glockentürmen. Sie gilt als eines der Hauptwerke des Architekten Juvarra und wurde im frühen 18. Jh. zur Erinnerung an die Befreiung von den Franzosen durch Prinz Eugen erbaut. Bis 1849 war hier die Familiengruft des Savoyischen Königshauses. Man hat von hier einen einmalig schönen Ausblick auf Turin und die Voralpen.
Lohnend ist auch eine Fahrt durch das Monferrato, bei der man die alte Stadt Alba mit dem schönen gotischen Dom und den mittelalterlichen Kirchen und Türmen besichtigen kann. Von hier aus kommt man in die Hügelland das die Langhe umgibt. Hier werden bekannte Weine angebaut und hier werden im Herbst die berühmten und kostbaren weißen Trüffel gefunden.
Weiter durch das Tal der Bormida fährt man entlang des Ligurischen Apennin nach Savona.
Empfehlenswert ist auch ein Besuch der Orte Biella und Oropha Bagni. Letzteres ist ein kleiner Badeort mit einem berühmten Wallfahrtskirche der Santunario della Madonna d´Oropha. Der Legende nach wurde diese Stätte bereits 369 vom hl. Eusebius begründet. Von hier führen Schwebe- und Kabinenbahnen auf die Gipfel der Umgegend.Durch die alte Stadt Biella – heute ein Ort mit viel Industrieansiedlungen – kommt man auf dem Wege von Oropha Bagni nch Turin. Der Ort teilt sich in eine Unter-und in eine besonders schöne Oberstadt ( Piazzo) von der man wunderbare Ausblicke ins Umland hat. In der Unterstadt sollte man den mächtigen Dom besuchen. Er wurde im 15. Jh. errichtet und im 18. und 19. Jahrhundert erneuert und ergänzt. Das sehenswerte Baptisterium ist aus dem 9. und 10. Jh.. Ebenfalls lohnend ist ein Besuch des Rathauses, sowie die beeindruckende Renaissancekirche San Sebastiano. Sie entstand im frühen 16. Jh., die Fassade wurde 1882 erneuert.