Kannst du, schöne Pächterin ohnegleichen,
Unter dieser breiten Schattenlinde,
Wo ich Wandrer kurze Ruhe finde,
Labung mir für Durst und Hunger reichen?
Willst du, Vielgereister, hier dich laben,
Sauren Rahm und Brot und reife Früchte,
Nur die ganz natürlichsten Gerichte,
Kannst du reichlich an der Quelle haben.
Ist mir doch, ich müsste schon dich kennen,
Unvergessne Zierde holder Stunden!
Ähnlichkeiten hab' ich oft gefunden;
Diese muss ich doch ein Wunder nennen.
Ohne Wunder findet sich bei Wandrern
Oft ein sehr erklärliches Erstaunen.
Ja, die Blonde gleichet oft der Braunen;
Eine reizet eben wie die andern.
Heute nicht, fürwahr, zum ersten Male
Hat mir's diese Bildung abgewonnen!
Damals war sie Sonne aller Sonnen
In dem festlich aufgeschmückten Saale.
Freut es dich, so kann es wohl geschehen,
Dass man deinen Märchenscherz vollende:
Purpurseide floss von ihrer Lende,
Da du sie zum ersten Mal gesehen.
Nein, fürwahr, das hast du nicht gedichtet!
Konnten Geister dir es offenbaren,
Von Juwelen hast du auch erfahren
Und von Perlen, die ihr Blick vernichtet.
Dieses eine ward mir wohl vertrauet:
Dass die Schöne, schamhaft, zu gestehen,
Und in Hoffnung, wieder dich zu sehen,
Manche Schlösser in die Luft erbauet.
Trieben mich umher doch alle Winde!
Sucht' ich Ehr' und Geld auf jede Weise!
Doch gesegnet, wenn am Schluss der Reise
Ich das edle Bildnis wieder finde!
Nicht ein Bildnis, wirklich siehst du jene
Hohe Tochter des verdrängten Blutes;
Nun im Pachte des verlassnen Gutes
Mit dem Bruder freuet sich Helene.
Er
Aber diese herrlichen Gefilde,
Kann sie der Besitzer selbst vermeiden?
Reiche Felder, breite Wies- und Weiden,
Mächt'ge Quellen, süße Himmelsmilde.
Ist er doch in alle Welt entlaufen!
Wir Geschwister haben viel erworben;
Wenn der Gute, wie man sagt, gestorben,
Wollen wir das Hinterlassne kaufen.
Wohl zu kaufen ist es, meine Schöne!
vom Besitzer hört' ich die Bedinge;
Doch der Preis ist keineswegs geringe,
Denn das letzte Wort, es ist: Helene!
Konnt' uns Glück und Höhe nicht vereinen!
Hat die Liebe diesen Weg genommen?
Doch ich seh' den wackren Bruder kommen:
Wenn er's hören wird, was kann er meinen?