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William Shakespeare (1564-1616)

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Leben und Werk

William Shakespeare wurde im April 1564 in Stratford-upon-Avon, einer kleinen Stadt in Mittelengland, geboren und dort am 26. April getauft. Über seine Kindheit und Jugend ist wenig bekannt. Sein Vater war Handschuhmacher und Stadtrat, die Familie gehörte zum aufstrebenden Bürgertum.

Mit 18 Jahren heiratete Shakespeare Anne Hathaway, mit der er drei Kinder hatte. Um 1590 tauchte er in London auf und begann seine Karriere als Schauspieler und Dramatiker. Diese "verlorenen Jahre" zwischen Stratford und London geben bis heute Rätsel auf - niemand weiß genau, was Shakespeare in dieser Zeit tat.

In London schloss er sich einer Theatertruppe an, den "Lord Chamberlain's Men" (später "King's Men"), und wurde schnell zum erfolgreichsten Dramatiker seiner Zeit. Er schrieb nicht nur Stücke, sondern war auch Teilhaber des berühmten Globe Theatre, was ihm beträchtlichen Wohlstand einbrachte.

Um 1613 zog sich Shakespeare nach Stratford zurück, wo er am 23. April 1616 starb - möglicherweise an seinem 52. Geburtstag. Er hinterließ ein Werk von 37 Dramen, 154 Sonetten und mehreren Versdichtungen, das die Weltliteratur wie kein anderes geprägt hat.

Bedeutung und Stil

Shakespeare gilt als der größte Dramatiker aller Zeiten. Seine Werke wurden in jede bedeutende Sprache übersetzt und werden weltweit aufgeführt - häufiger als die Stücke aller anderen Dramatiker zusammen. Sein Einfluss auf die englische Sprache ist immens: Er erfand über 1700 Wörter und prägte unzählige Redewendungen, die bis heute verwendet werden.

Shakespeares Genialität liegt in seiner Menschenkenntnis. Seine Figuren sind von psychologischer Tiefe und Vielschichtigkeit, die bis dahin unbekannt war. Hamlet, Macbeth, Othello, König Lear - sie sind keine eindimensionalen Typen, sondern komplexe Persönlichkeiten mit Widersprüchen, Zweifeln und inneren Kämpfen.

Sein Stil verbindet höchste Poesie mit derber Komik, philosophische Reflexion mit packender Handlung. Shakespeare schrieb sowohl für das gebildete Publikum als auch für das einfache Volk - seine Stücke funktionieren auf mehreren Ebenen gleichzeitig. Er beherrschte alle dramatischen Formen: Tragödie, Komödie, Historienspiel und die späten "Romanzen", die verschiedene Gattungen mischen.

Wichtigste Werke

"Romeo und Julia" (um 1595) ist die berühmteste Liebesgeschichte der Weltliteratur. Die Tragödie zweier junger Liebender aus verfeindeten Familien wurde zum Inbegriff romantischer, aber zum Scheitern verurteilter Liebe.

"Hamlet" (um 1600) gilt als Shakespeares bedeutendstes Werk. Der dänische Prinz, der den Mord an seinem Vater rächen soll, aber von Zweifeln gelähmt wird, verkörpert den modernen, reflektierenden Menschen. "Sein oder Nichtsein" ist der wohl berühmteste Monolog der Theatergeschichte.

"Othello" (um 1603) erzählt vom maurischen Feldherrn, der durch die Intrigen seines Fähnrichs Jago zur Eifersucht getrieben wird und seine unschuldige Frau Desdemona ermordet. Ein erschütterndes Drama über Manipulation, Misstrauen und Rassismus.

"Macbeth" (um 1606) zeigt den Aufstieg und Fall eines schottischen Generals, der durch Prophezeiungen und den Ehrgeiz seiner Frau zum Königsmord getrieben wird. Das Stück ist eine düstere Meditation über Macht, Schuld und Gewissen.

"König Lear" (um 1605) gilt vielen als Shakespeares größte Tragödie. Der alte König, der sein Reich unter seinen Töchtern aufteilt und dabei die einzig treue verstößt, stürzt in Wahnsinn und Verzweiflung. Ein gewaltiges Drama über Alter, Undankbarkeit und menschliches Leid.

Die Komödien wie "Ein Sommernachtstraum", "Viel Lärm um nichts", "Was ihr wollt" und "Der Widerspenstigen Zähmung" verbinden Liebesverwirrungen mit Sprachwitz und märchenhaften Elementen.

Die Historiendramen wie "Richard III.", "Heinrich V." und "Julius Caesar" behandeln englische und römische Geschichte und stellen Fragen nach Macht, Legitimität und politischer Verantwortung.

Seine 154 Sonette gehören zu den schönsten Liebesgedichten der Weltliteratur und kreisen um Themen wie Vergänglichkeit, Schönheit und die unsterbliche Macht der Dichtung.

Historischer Kontext

Shakespeare lebte im elisabethanischen und jakobäischen England, einer Zeit kultureller Blüte und politischer Umbrüche. Königin Elisabeth I. und ihr Nachfolger Jakob I. förderten das Theater, das eine Massenunterhaltung war - vom Adel bis zum einfachen Handwerker.

Das Globe Theatre, in dem Shakespeares Stücke uraufgeführt wurden, war ein offenes Rundtheater, in dem bis zu 3000 Zuschauer Platz fanden. Die Aufführungen fanden bei Tageslicht statt, ohne Kulissen - die Sprache musste Ort und Atmosphäre erschaffen.

Es war auch eine Zeit religiöser Konflikte, der Bedrohung durch Spanien und der beginnenden Kolonialisierung. Diese Spannungen finden sich in Shakespeares Werken wieder, etwa in der Darstellung von Außenseitern, Machtmissbrauch und gesellschaftlichen Umbrüchen.

Besonderheiten

Um Shakespeare ranken sich zahlreiche Mythen und Verschwörungstheorien. Manche bezweifeln, dass der Mann aus Stratford die Werke geschrieben haben könne - eine Theorie, die von Wissenschaftlern jedoch einhellig abgelehnt wird.

Shakespeare schrieb seine Stücke nicht für die Ewigkeit, sondern für die Bühne seiner Zeit. Viele Texte existieren in verschiedenen Versionen, und die "authentische" Fassung ist oft unklar. Die erste Gesamtausgabe erschien erst 1623, sieben Jahre nach seinem Tod.

Seine Universalität ist erstaunlich: Shakespeares Stücke funktionieren in jeder Zeit und Kultur. Sie wurden in der Nazizeit gespielt, im kommunistischen Russland, im modernen Japan - überall finden Menschen sich in seinen Figuren und Geschichten wieder.

Viele seiner Formulierungen sind in die Alltagssprache eingegangen, oft ohne dass wir es wissen: "All the world's a stage" (Die ganze Welt ist eine Bühne), "To be or not to be" (Sein oder Nichtsein), "Something is rotten in the state of Denmark" (Etwas ist faul im Staate Dänemark).

Shakespeare starb am selben Tag wie der spanische Dichter Cervantes - der 23. April wird deshalb von der UNESCO als "Welttag des Buches" gefeiert.

Ben Jonson, ein Zeitgenosse Shakespeares, schrieb über ihn: "He was not of an age, but for all time!" (Er gehörte nicht einer Epoche an, sondern allen Zeiten) - eine Prophezeiung, die sich über 400 Jahre später als wahr erwiesen hat.