Friedrich Schiller wurde am 10. November 1759 in Marbach am Neckar geboren und starb bereits mit 45 Jahren am 9. Mai 1805 in Weimar. Trotz seines kurzen Lebens hinterließ er ein gewaltiges Werk, das ihn neben Goethe zum bedeutendsten deutschen Klassiker macht.
Seine Jugend war von Zwang geprägt: Gegen seinen Willen musste er auf Befehl des Herzogs Karl Eugen die Militärakademie besuchen und Medizin studieren. Diese Erfahrung der Unfreiheit prägte sein gesamtes Schaffen - Freiheit wurde zum zentralen Thema seiner Werke.
1782 floh Schiller aus Württemberg, nachdem sein erstes Drama "Die Räuber" für Aufsehen gesorgt hatte. Es folgten Jahre der Unstetigkeit und finanzieller Not. Er arbeitete als Theaterdichter in Mannheim, lebte in Leipzig und Dresden, bevor er 1789 Professor für Geschichte in Jena wurde.
Die Begegnung mit Goethe 1794 markierte einen Wendepunkt. Aus anfänglicher Distanz entwickelte sich eine tiefe Freundschaft und produktive Zusammenarbeit. Die beiden inspirierten sich gegenseitig und schufen in dieser Zeit ihre bedeutendsten Werke. 1799 siedelte Schiller nach Weimar über, wo er bis zu seinem frühen Tod blieb.
Schiller war der Dichter der Freiheit und des Idealismus. Seine Werke sind geprägt von der Auseinandersetzung mit Macht, Tyrannei und dem Streben nach menschlicher Würde. Er verstand Literatur als moralische Anstalt, die den Menschen bessern und zur Freiheit erziehen sollte.
Sein dramatischer Stil ist kraftvoll, rhetorisch brillant und von großer theatralischer Wirkung. Schillers Sprache ist pathetisch im besten Sinne: Sie erhebt, bewegt und fordert heraus. Seine Verse sind eingängig und prägen sich ein - viele seiner Zitate sind zu geflügelten Worten geworden.
Anders als Goethe, der eher beobachtend und beschreibend arbeitete, war Schiller ein Dichter der großen Ideen und moralischen Konflikte. Seine Figuren ringen mit ethischen Dilemmata und müssen schwere Entscheidungen treffen.
"Die Räuber" (1781) war sein Erstlingswerk und ein Skandalerfolg. Das Drama über zwei verfeindete Brüder und den Räuberhauptmann Karl Moor wurde zur Hymne des Sturm und Drang und machte den 22-jährigen Schiller über Nacht berühmt.
"Kabale und Liebe" (1784) ist ein bürgerliches Trauerspiel über die unmögliche Liebe zwischen dem Adligen Ferdinand und der Bürgerlichen Luise. Das Stück prangert Standesschranken und höfische Intrigen an.
"Don Karlos" (1787) behandelt den Konflikt zwischen persönlicher Freiheit und staatlicher Macht im Spanien des 16. Jahrhunderts. Die Figur des Marquis Posa mit seiner Forderung "Geben Sie Gedankenfreiheit!" wurde zum Symbol aufklärerischen Denkens.
Seine Balladen wie "Die Bürgschaft", "Der Handschuh", "Die Glocke" und "Der Taucher" gehören zu den bekanntesten deutschen Gedichten und werden bis heute in Schulen gelesen.
Die klassischen Dramen "Wallenstein" (1799), "Maria Stuart" (1800), "Die Jungfrau von Orleans" (1801) und "Wilhelm Tell" (1804) sind Meisterwerke der deutschen Dramatik. Sie verbinden historische Stoffe mit zeitlosen Fragen nach Macht, Schuld und Freiheit.
Schiller erlebte die Französische Revolution mit großer Begeisterung, war aber zugleich erschüttert von deren blutigen Auswüchsen. Diese Ambivalenz prägte sein Denken: Er glaubte an Freiheit und Fortschritt, warnte aber vor revolutionärer Gewalt.
Als Historiker beschäftigte er sich intensiv mit dem Dreißigjährigen Krieg und der niederländischen Befreiung von Spanien. Diese historischen Studien flossen in seine Dramen ein und verliehen ihnen historische Tiefe.
Seine Freundschaft mit Goethe fiel in die Blütezeit der Weimarer Klassik. Gemeinsam entwickelten sie ein Kunstideal, das Schönheit und sittliche Bildung vereinen sollte.
Schiller war zeitlebens krank. Vermutlich litt er an Tuberkulose und anderen Leiden, die ihn immer wieder ans Bett fesselten. Dass er trotz dieser Einschränkungen ein so umfangreiches Werk schuf, zeugt von enormer Willenskraft.
Seine philosophischen Schriften, besonders "Über die ästhetische Erziehung des Menschen" (1795), sind bis heute bedeutsam. Darin entwickelte er die Idee, dass Kunst den Menschen zur Freiheit erziehen könne.
Schillers "Ode an die Freude" (1785) wurde durch Beethovens Vertonung in der 9. Sinfonie weltberühmt und ist heute die Hymne der Europäischen Union - ein Symbol für Völkerverständigung und Menschlichkeit.
Sein früher Tod mit nur 45 Jahren erschütterte die literarische Welt. Goethe soll gesagt haben: "Ich verliere einen Freund und in demselben die Hälfte meines Daseins."
Schillers Vermächtnis ist die Überzeugung, dass Kunst und Literatur die Welt verändern können. Seine Werke sind ein leidenschaftliches Plädoyer für Freiheit, Würde und Menschlichkeit.
